Die Fischerzunft e.V. Dorfprozelten hat eine bewegte Geschichte hinter sich und erfuhr mehrfache Namensänderungen. Heute ist die Fischerzunft der Rechtsnachfolger des Fischervereins (1948 – 2004), der Vereinigten Fischerinnung (1900 – 1947) und der früheren Fischer – und Schifferzunft (bis 1862), deren Gründungsjahr noch nicht ermittelt werden konnte. Nach alten Überlieferungen geht sie zurück bis zur Gründung der Gemeinde Dorfprozelten im Jahre 900. Wie alle Vorgänger fühlt sich die heutige Fischerzunft e.V. Dorfprozelten traditionsgemäß verbunden mit der bis in die Anfänge der Siedlung Prozelten zurückreichenden Fischerei. Die ältesten bekannten Mainfischereirechte ober und unterhalb Stadtprozelten stammen aus der Deutschordenszeit. Der souveräne Deutsche Ritterorden hatte am Untermain seit 1221 planmäßig Besitzungen aufgekauft, und diese nach seinen bekannten Methoden etwa im Jahre 1320 grund-herrschaftlich territorial unter einem Komtur straff organisiert. Im Jahre 1484 erwarb Kurmainz geschlossen diesen Komplex, dabei blieb es bis 1803. Die Schifferei hing hier ursprünglich eng mit der Flößung von Spessartholz auf der Hasloch und dem Faulbach zusammen, und wird bereits in dem Försterweistum des Spessarts aus dem Ende des 14. Jahrhunderts erwähnt. Die Fischer- und Schifferzunft zusammen wird erstmals urkundlich 1761 erwähnt, ist aber weit älter. Die Fischer dürften nach dem Vorbild der Stadt Mainz eines Tages geschlossen in die Schifferzunft aufgenommen worden sein. Im Jahre 1490 hat Kurmainz in das Fischereiwesen auf dem Main mit einer generellen Ordnung eingegriffen. Aus dieser Zeit stammt ein altes Buch mit Pergamentpapier und schweins-ledernem Einband mit den Beschreibungen der Fischereirechte unserer Dorfprozeltener Fischer, welches seit Anfang 1900 verschwunden war und 1986 wieder auftauchte, jedoch der heutigen Fischerzunft nicht zugänglich ist. Die älteste Urkunde im Besitz der Fischerzunft Dorfprozelten stammt vom Mittwoch, den 21. Mai 1631 und besagt, dass zwischen Ostern und Bartolomä kein Breitgarn zum Fischfang benutzt werden darf. 1808 waren in Dorfprozelten 11 Fischernachen amtlich gemeldet. Die nachfolgende Zeit von 1808 – 1862 kann man als „Blütezeit“ der einzelnen Fischer- und Schifferzünfte betrachten. Als 1862 auf staatliche Verfügung die Gewerbefreiheit eingeführt wurde, mussten sich alle Zünfte auflösen. Dadurch entstand für die Fischer eine vereinslose Zeit bis 1900. Die Fischerei während dieser Zeit wurde jedoch von den Dorfprozeltener Fischern Peter Brand, Kaspar Brand, Franz-Math. Seus, Joh.-Jos. Wolz und Liborius Zöller weiterhin ausgeübt, wie die vorhandenen Unterlagen aus- sagen. Nach dieser vereinslosen Zeit und mit der Anlegung des Grundbuches im Jahre 1900 schlossen sich folgende sieben Dorfprozeltener fischereiaus-übende Fischer zusammen: Otto Brand, Ludwig Wolz, Linus Kirchgeßner, August Brand, Linus Brand, Robert Kirchgeßner und Kasper Brand. Unter dem Wahlspruch „Mit Gott vermehren und hegen, dem Schöpfer zur Ehre, den Menschen zum Segen “ gründeten sie am 01.11.1900 die Vereinigte Fischerinnung Dorfprozelten. Die Satzung wurde am 01.08.1908 festgelegt. Für 300 RM ließ man in München eine Fahne anfertigen. Am 28./29. Juni 1908 feierten sie ein großes Fahnenweihfest im Gasthaus Stern. Patenverein war die Untere Fischer- und Schifferzunft Bamberg. Es spielte die Musikkapelle aus Großheubach. Bis 1910 traten 10 Faulbacher, 4 Stadtprozeltener, 4 Fechenbacher, 3 Reistenhäuser, 1 Haslocher und 1 Freudenberger der Vereinigten Fischerinnung Dorfprozelten bei, welche bis 1947, bzw. 1959 bestand. Die Fischereiberechtigung erstreckte sich damals von der Schleuse Freudenberg bis Grünenwörth. Aus den Irrungen und Wirrungen der Kriegs- und Nachkriegszeit bildete sich 1948 der Fischerverein Dorfprozelten e.V. Um einen langjährigen Streit um die Fischereirechte zu beenden, gingen dann alle erbberechtigten Mitglieder des Schiffervereins zum Fischerverein über. Nach Liquidierung der Fischerinnung im Jahre 1948 traten auch die restlichen Mitglieder der Fischerinnung, einschließlich der Faulbacher Mitglieder, dem Fischerverein bei. Die anderen Fischer wurden selbständig. Die Fahne der Fischerinnung wurde bis Januar 2000 im Rathaus aufbewahrt. Noch im Jahre 2000 wurde beschlossen, die alte Innungsfahne bei der Fa. Fahnen Kössinger in Schierling bei Regensburg restaurieren zu lassen. Der Patenverein aus Bamberg war am 14.10.2000 mit 16 Personen bei einer Feier zur Vorstellung der neu restaurierten Innungsfahne dabei. Der Fischerverein Dorfprozelten e.V. weihte am 08.10.1978 seine neue Fahne ein, verbunden mit einer Feier zum Jubiläum: 750 Jahre Fischerei in Dorfprozelten. Die Festlichkeiten nach der Weihe erfolgten im Gasthaus Stern. In einer außerordentliche Mitgliederversammlung, am 10. Mai 2004, wurde aus Traditionsgründen wieder der Name Fischerzunft e.V. Dorfprozelten angenommen. 2021 gab sich die Zunft eine neue Satzung, die das Amtsgericht Aschaffenburg am 18.02.2022 in das Vereinsregister eingetragen hat.